Einer Studie zufolge wird in den USA durchschnittlich jeder Patient nach 18 Sekunden und in Deutschland schon nach 11 Sekunden durch den behandelnden Arzt unterbrochen. Diese »Zeitnot« hat in Deutschland auch den Namen »5-Minuten-Medizin«.

Die westliche Medizin orientiert sich oft an einem Krankheitsmodell, das die Ursache von Krankheiten vor allem durch Organbefunde begründet. In der ersten Behandlungsphase herrscht noch gegenseitige Akzeptanz von Arzt und Patient. Doch nach wiederholt erfolglosen Behandlungsversuchen wird der Patient schließlich als »unbehandelbar« betrachtet. In der Regel wird dann vom Arzt der Misserfolg durch etwas »Psychisches« erklärt. Er distanziert sich von seinem Patienten, was sich in seiner Hilflosigkeit äußern kann. Der Patient dagegen wertet dies als ein Zeichen dafür, dass seine Beschwerden vom Arzt nicht (mehr) ernst genommen werden. Er kann die Umorientierung des Arztes vom rein körperlich bezogenen hin zum psychisch orientierten Krankheitsmodell nicht nachvollziehen.

Weil psychosoziale Konzepte zu spät berücksichtigt werden, hat der Patient nicht die Möglichkeit, zur Klärung seines Problems selbst beizutragen. Wertvolle Zeit verstreicht. Die Erkrankung kann sich weiter ausbreiten. Dem Patienten bleibt oft nur die Möglichkeit, dem Arzt die Ernsthaftigkeit seiner körperlichen Erkrankung darzustellen und psychische und soziale Schwierigkeiten zu leugnen.