Es sind die Bilder von uns, von unserer Kindheit, von unseren Eltern, von unseren unerfüllten Wünschen, von unserer Schuld. Leben wir noch, wenn uns diese manchmal schrecklichen Bilder aus unserer Vergangenheit bestimmen?
Solche Bilder der Vergangenheit werden zu Einsicht, geben Kraft und Liebe, wenn wir sie annehmen als einen Teil, der zu uns gehört. Aus Vergangenheit wird Gegenwart. Denn wir sind erst ganz, wenn in uns sowohl die eine als auch die andere Hälfte, das Gute und das Böse, die Schuld und die Unschuld friedlich nebeneinander existieren.
Wir sind von Bedrohungen umgeben. Die erfolgreiche Bewältigung dieser täglichen Bedrohungen ist für die Homöostase (und das Überleben) von entscheidender Bedeutung. Wir suchen Wasser, wenn wir durstig sind, wir suchen Wärme, wenn uns kalt ist, und wir suchen Schutz, wenn wir Schmerzen verspüren.
Eine übermäßige Verallgemeinerung dieser Schutzverhaltensweisen kann zum Beispiel aus belastenden frühen psychosozialen Erfahrungen in der Kindheit oder durch chronische Schmerzen jeden Alters zu Fehlanpassungen führen.
Die emotionale Abwesenheit der Mutter zu ihrem Kind kann zum Beispiel durch den frühen Tod eines anderen eigenen Kindes das lebende Kind in seiner Hinzubewegung zu Partnern in späteren Beziehungen beeinflussen. Schmerzen bzw. körperliche Bedrohung kann den Blick auf die Welt verändern und die visuelle Wahrnehmung in unseren Bildern überhöhen.
Eine übertrieben hohe visuelle Bedrohung verringert die wahrgenommene Handlungsfähigkeit der Menschen. Sie führt zu Übergeneralisierung von Verhaltensreaktionen auf Bedrohungen. Diese ist ein Kennzeichen vieler klinischer Erkrankungen – von Phobien bis hin zu chronischen Schmerzen. In der Schmerztherapie kann es sinnvoll sein, zuerst solche visuellen Vorurteile zu berücksichtigen, damit neue therapeutische Informationen vom Arbeitsgedächtnis aufgenommen und verstanden werden können. (Erin MacIntyre)