Kaum eine andere (Therapie-)Methode hat in den letzten Jahren so große Bekanntheit erlangt wie das Familien-Stellen nach Bert Hellinger.

Durch eine Krankheit meldet sich manchmal was, was der Kranke nicht anerkennen will, zum Beispiel: eine Person, eine Schuld, eine Grenze, seinen Leib, seine Seele, eine Aufgabe und einen Weg, den er gehen muss. Wenn das in Ordnung gebracht ist, kann der Kranke besser leben. Und er kann auch besser sterben, wenn es soweit ist.

Die Methode, mit der solche verborgenen Zusammenhänge ans Licht kommen, heißt Familien-Stellen. Was ist das? Ein Klient wählt, in sich gesammelt ohne Absicht und ohne Ziel, aus einer anwesenden Gruppe Teilnehmer für die wichtigen Personen seiner Familie aus. Die aufgestellten Stellvertreter fühlen dann wie diese Personen, die sie darstellen, ohne dass sie irgendeine Ahnung von denen haben. Sie bekommen sogar deren Symptome, oder plötzlich verändert sich deren Stimme und klingt ähnlich wie die der Personen, die sie darstellen. Es kommt also durch das Familien-Stellen etwas Verborgenes ans Licht, das bisher nicht bekannt war.

Ich kann diesen Vorgang nicht erklären. Es zeigt sich dabei, dass nicht nur der Klient selbst, sondern wildfremde Personen, sobald sie aufgestellt sind, mit einem größeren Feld in Verbindung sind und an einem Wissen teilhaben, das in diesem Feld gegenwärtig ist und mit Hilfe dieses Feldes ans Licht kommen kann.

Zum Beispiel sagte eine Krebskranke: „Die Krankheit ist jetzt da und ich kämpfe dagegen.“ Ich schlug vor: „Wir stellen zwei Personen auf, eine Stellvertreterin für dich und einen Stellvertreter für den Krebs.“ Ihre Stellvertreterin und ihr Krebs standen sich gegenüber. Auf einmal zeigte sich zwischen den beiden eine unglaublich tiefe Liebe. Die Stellvertreterin der Klientin zog es unweigerlich zum Krebs, und die beiden haben sich innig umarmt.

Das scheint uns sehr merkwürdig, wenn wir unsere normalen Konzepte über Krankheit betrachten. Die Klientin erklärte: „Die Person, die ich für den Krebs aufgestellt habe, ist mein Vater.“ Ihr Vater war früh gestorben. Sie hatte eine tiefe Sehnsucht, wieder zu ihrem Vater zu finden und mit ihm vereint zu sein im Tod. Eine unglaublich tiefe Liebe kommt hier zum Ausdruck. Der Krebs kann sie nicht erschrecken und auch nicht der Tod.